01.02.14

Tollkirsche - Atropa Belladonna

Die Tollkirsche ist eine etwa 50 - 140 cm hohe, mehrjährige Pflanze. Sie wächst in
Wäldern und auf Lichtungen bergiger und hügeliger Lagen in Mittel- und
Südeuropa. Teilen Asiens und in Nordafrika. Die Tollkirsche spielte im Mittelalter
neben dem Bilsenkraut und dem Stechapfel eine große Rolle als „Hexenpflanze".
Von den drei genannten Arten ist die Tollkirsche die relativ giftigste, da
bei ihr die Atropin-Wirkung am stärksten überwiegt.
Verwendung: 20-180 mg der zerstoßenen getrockneten Blätter werden geschluckt
oder geraucht. Es gibt vereinzelte Berichte über die Verwendung reifer
Beeren, sogar als Marmelade. Einige Personen ziehen die Beeren dem Rauchen
vor. Wegen der sehr unsicheren Dosierung und der Giftigkeit wird vom
Gebrauch von Pflanzenteilen der Tollkirsche dringend abgeraten. Die Reinsubstanzen
haben im Gegensatz zu Auszügen aus der gesamten Pflanze geringere
halluzinogene Wirkungen.
Wirksame Inhaltsstoffe: Die Tollkirsche enthält im wesentlichen folgende
Alkaloide: Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin. Der Gesamtalkaloidgehalt der
Blätter beträgt im Schnitt 0,4 Prozent, der der Wurzeln etwa 0,6 Prozent, aber
auch Konzentrationen bis zu l ,5 Prozent kommen vor. In den Wurzeln ist das
sehr giftige Apoatropin enthalten. Diese sollten daher auf keinen Fall verwendet
werden, wie es manchmal in Untergrund-Literatur empfohlen wird.
Wirkungen: Die Tollkirsche vermindert geringfügig die Schmerzempfindlichkeit,
die Lähmung des parasympathischen Teils des Nervensystems führt zu
Pupillenerweiterung, Mundtrockenheit, beschleunigtem Herzschlag. Die auftretenden
Halluzinationen haben oft düstere und oder erotische Inhalte und zeichnen
sich häufig durch besondere Farbigkeit aus. Nach einiger Zeit schläft der
Berauschte ein, während des Schlafs treten häufig sexuell gefärbte Träume auf.
Störungen des Gedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit können noch viele
Tage nach dem Rauschzustand bestehen bleiben. Während der Halluzinationen ist
es nahezu unmöglich, Rauschwelt und Echtwelt auseinanderzuhalten, was fatale
Konsequenzen haben kann!
Nebenwirkungen, Gegenanzeigen: Die Tollkirsche ist giftig, Todesfälle sind
verbürgt. Bei Kindern gelten 5 Kirschen als tödliche Dosis, bei Erwachsenen 10 bis
20. Eine Dosis, die ein Mensch gut verträgt, kann einen anderen bereits töten. Vom
Gebrauch der Tollkirsche als Rauschmittel wird darum dringend abgeraten.
Während der anfänglichen Erregungsphase kann es zu recht hoher Herzfrequenz
kommen. Personen mit vorgeschädigtem Herzen (Angina pectoris, Verengung der
Herkranzgefäße, Herzinfarkt) sollten die Tollkirsche daher auf keinen Fall
verwenden. Wer die Tollkirsche als Zierpflanze zieht, muß Sorge dafür tragen, daß
Kinder die wohlschmeckenden Beeren nicht erreichen können. Vergleichen Sie zu
den Wirkungen und Nebenwirkungen auch Datura stramonium und Hyoscymus
niger. Wer meint, unbedingt mit Nachtschattendrogen in halluzinogener Dosierung
experimentieren zu müssen, sollte dies eher mit den vergleichsweise etwas
weniger giftigen (aber durchaus nicht ungiftigen und nicht ungefährlichen)
Brugmansias oder auch der Alraunenwurzel tun.
Bezugsquellen: Die Tollkirsche ist in schattigen Hanglagen deutscher Wälder
nicht selten.



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