26.03.14

Bilsenkraut

Hyoscyamus niger 0003
Das Bilsenkraut ist seit jeher als Hexenpflanze bekannt und wurde früher auch Tollkraut oder Zigeunerkraut genannt. Mit seinen schmutzig-gelben Blüten sieht es nicht gerade einladend aus.
Gerüchte besagen, daß das Orakel von Delphi im Altertum seine Prophezeiungen unter Einfluss von Bilsenkrautdämpfen gemacht hat.
In früheren Jahrhunderten wurde Bilsenkraut auch gerne zum Bierbrauen benutzt, möglicherweise hat die Stadt Pilsen in Böhmen sogar ihren Namen vom Bilsenkraut.
Allgemein wird in der Literatur besonders die betäubende, Vergessen-bringende Kraft des Bilsenkrauts erwähnt. Angeblich sollen sogar manche Hexen vor ihrer Verbrennung damit ruhig gestellt worden sein.

Inhaltstoffe:
Bilsenkraut enthält deutlich geringere Mengen an Alkaloiden als Tollkirsche und Stechapfel. Vorwiegend enthält es Hyoscyamin und Atropin. Außerdem hat es Skopolamin, wobei das Mengenverhältnis etwa zwischen dem der Tollkirsche und dem des Stechapfels liegt.
Wirkung

Verwendung:
Die Blätter und vor allem die leicht dosierbaren Samen des Bilsenkrauts
werden wegen ihres berauschenden Effekts geraucht. Die Hexensalben
des Mittelalters wurden hergestellt, in dem man die zerkleinerten Pflanzenteile in
Schweineschmalz bei nicht zu hohen Temperaturen auskochte und anschließend
das noch heisse Fett durch ein Tuch direkt in das Aufbewahrungsgefäß seihte.
Rauchen und die Anwendung als Salbe haben den Vorteil, daß die Wirkung besser
dosier- und kontrollierbar bleibt, als dies bei der Einnahme als Tee oder gar der
Rohdroge der Fall wäre. (Trotzdem starb Karl Kiesewetter, ein Erforscher und
Kenner der Hexensalben, bei einem Selbstversuch.) Von der Einnahme der Samen
und von Zubereitungen daraus wird abgeraten.
Siehe Rezept Hexensalbe

Pflanze:

Die ein- bis zweijährige Pflanze wird ca. 70 cm hoch. Sie hat zottig behaarte gesägte Blätter, die sich klebrig anfühlen. Ihre Blüten sind schmutzig-gelb mit violetten Adern. Insgesamt soll das Bilsenkraut sehr unangenehm riechen.

In Mitteleuropa ist das Bilsenkraut sehr selten geworden.

Wirkungen:
Bilsenkraut ist eine narkotisch und halluzinogen wirkende Giftpflanze.
Es können Halluzinationen des Gesichtssinns, des Gehörs und des
Geschmacks auftreten. Aggressives Verhalten während des anfänglichen Erregungszustandes
kommt vor. Später kommt es zu tiefem, narkotischem Schlaf,
währenddessen Halluzinationen, häufig sexuellen Inhalts, oder auch Flugträume
oder Tierverwandlungen erlebt werden. Die Welt wird unter Scopolamin häufig
magisch, mystisch, märchenhaft verändert erlebt. Die durch Nachtschattenalkaloide
hervorgerufenen Halluzinationen erscheinen dem Berauschten nicht selten als
real. Ein Verwandter unseres schwarzen Bilsenkrauts, das weiße Bilsenkraut,
(Hyoscyamus albus oder auch Hyoscyamus muticus) wächst in Teilen Nordafrikas,
so. z.B. in Ägypten, und wird von den Arabern „Sekaran" - die Berauschende -
genannt. Die Blätter dieser Pflanze werden von den Beduinen noch heute
manchmal geraucht, um Rauschzustände hervorzurufen. Von den drei wichtigsten
Nachtschattengewächsen, Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenkraut scheint der sehr
vorsichtige Gebrauch des letzteren am wenigsten riskant zu sein, besonders
wenn es geraucht wird. Bedingt ist dies einesteils durch die relativ geringste Alkaloidkonzentration
aller drei Pflanzen. Der zweite Grund ist der, daß im Bilsenkraut
der relative Anteil der stark giftigen Stoffe Atropin und Hyoscyamin
geringer ist und das weniger giftige Scopolamin stärker überwiegt, als bei den
anderen beiden.

Nebenwirkungen:
Bilsenkraut ist giftig. Wer mit Nachtschattengewächsen
experimentieren will, muß sich dessen bewußt sein und sollte sich mit den Wirkungen
der Alkaloide Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin auseinandergesetzt
haben, die in zu hohen Dosen zum Tod führen. Durstgefühl, Kopfdruck,
Schwindel, allgemeines Vergiftungsgefühl sind die am häufigsten auftretenden
Nebenwirkungen. Besonders am folgenden Tag ist ein katerähnlich auftretendes
Vergiftungsgefühl die Regel. Vorsicht ist bei wiederholter Anwendung in kurzen
Zeitabständen geboten; bereits kleine, sonst harmlose Dosen können ausreichen,
um in einen schweren Rauschzustand zu geraten. Während der anfänglichen
Erregungsphase kann es zu relativ hoher Herzfrequenz kommen. Personen mit
vorgeschädigtem Herzen (Angina pectoris, Verengung der Herkranzgefäße,
Herzinfarkt) sollten das Bilsenkraut daher auf keinen Fall verwenden. Vergleichen
Sie auch die Wirkungen und Nebenwirkungen von Atropa Belladonna und von
Datura Stramonium

Bezugsqellen:
Samen ist in Samenhandlungen und Ethnobotanik Shops erhältlich.
Der Samen wird zeitweise auch in Online Auktionshäusern angeboten

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